Fische und Fischerei im Bereich der Erftfischereigenossenschaft Bergheim

Fische aus der Erft stehen schon seit vielen tausend Jahren auf dem Speiseplan der Menschen. Zumindest reichen Spuren unserer Vorfahren an der Erft so lange zurück. Sicher wussten auch die Römer, Fisch aus der „Arnapa“ (lat. Erft) schmackhaft zuzubereiten. Schon früh erkannte man den Erftfisch als wertvolles Gut, zumal er sich mit gutem Ertrag auf den Märkten verkaufen ließ. Umfangreiche Schutz- und Hegevorschriften begleiten daher die Fischerei an der Erft – auch angesichts zahlreicher Streitigkeiten – schon seit Jahrhunderten.

Welche Arten und Mengen unsere Vorfahren aus der Erft fischten ist nur schwer zu rekonstruieren; denn seit Beginn der Besiedlung hat der Mensch die Erft und ihre Pflanzen- und Tierwelt zunehmend verändert hat. Auch wenn der historische Nachweis fehlt, konnten die frühen Siedler mit einiger Wahrscheinlichkeit auch Lachse in der Erft fangen. Diese durchwanderten die Niederungserft, um in der Eifel, im Oberlauf der Erft oder in den Zuflüssen abzulaichen. Die Bedingungen für den Lachs und andere Wanderfische verschlechterten sich allerdings bereits im Mittelalter durch die Errichtung zahlreicher Mühlenstandorte. Die Mühlwehre verhinderten seither den Aufstieg von Wanderfischen in die Oberläufe und veränderten das Abflussregime der Erft. Dennoch war die Erft bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein fischreiches Gewässer. So wird von einem „unerschöpflichen Fischreichtum“ berichtet. Bedeutsam waren vor allem Aal – die Mühlwehre waren für aufsteigenden Aale offensichtlich passierbar –, Karpfen, Hecht sowie auch in Massen vorkommende Flusskrebse.

Die große Melioration der Erftniederung schuf im 19. Jahrhundert den geradlinig verlaufenden Flutkanal und eine nahezu vollständig veränderte Aue. Hierdurch gingen wertvolle Lebensraumstrukturen für Fische verloren. Dennoch war die Erft bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts noch fischreich, vor allem weil Große und Kleine Erft bestehen blieben. Seither beeinträchtigten aber Zuläufe aus Zuckerfabriken und Industriebetrieben sowie kommunale Abwässer zunehmend die Gewässergüte der Erft und damit den Fischbestand. Dank der modernen Klärtechnik hat sich die Wasserqualität der Erft bis heute wieder wesentlich verbessert, so dass größere Fischsterben der Vergangenheit angehören. Dennoch kommen von den mehr als 30 Fischarten, die wahrscheinlich früher in der Niederungserft gelebt haben, 16 nicht oder nur in geringen Stückzahlen vor. Zu diesen zählt die für die Erft unter natürlichen Bedingungen besonders typische Elritze. Der Bestand von vier Arten, nämlich Aal, Hecht, Schleie und Zander lässt sich bis heute nur durch Besatzmaßnahmen erhalten, während sich die Population der Barbe – eine sogenannte Leitart der Erft – in einigen Abschnitten zu erholen scheint.

Damals wie heute nutzt der Mensch die Fische der Erft als unerlässliche, heute eher willkommene Bereicherung der Nahrung. Die Fischerei an der Erft, wie auch an anderen Gewässern, regelt das nordrhein-westfälische Landesfischereigesetz. Von wenigen Ausnahmen abgesehen steht das Recht, Fische zu fangen und sich anzueigenen, demnach dem Eigentümer des jeweiligen Gewässergrundstücks zu. Seit 1920 sind die Grundstückseigentümer und somit Fischereiberechtigten an der Erft, ihren Nebenläufen sowie mehreren Stillgewässern im Rhein-Erft-Kreis und im Rhein-Kreis Neuss in der Erftfischereigenossenschaft Bergheim zusammengeschlossen.

Den immer noch deutlichen Defiziten der Fischfauna in der Erft begegnet der Erftverband in Abstimmung mit der Erftfischereigenossenschaft durch den Rückbau oder Umbau von Wanderhindernissen. Nicht zuletzt sorgen die im Rahmen des sogenannten Perspektivkonzeptes erfolgenden Renaturierungsmaßnahmen etwa durch die Anbindung von Laichgewässern, neue Flachwasserzonen und Fischunterstellplätze für einen fischgerechten Lebensraum. Die Zusammenarbeit von Erftfischereigenossenschaft und Erftverband, in dessen Haus die Genossenschaft ihre Geschäftsstelle hat, sowie auch mit verschiedenen Behörden, Fischereibeauftragten, Fischerei- und Naturschutzverbänden bringt eine positive Resonanz bei Pächtern und Anglern mit sich.

Der Wunsch nach Angelerlaubnis ist in den letzten Jahren kontinuierlilch gestiegen, und die Anfragen häufen sich. Das zeigt, Angeln an der Erft wird immer beliebter. Eine uralte und nachhaltige Nutzung, die es zu fördern und zu unterstützen gilt.